Über die Musik des Oster-Oratoriums

1997 begann Peter W. Plock, das Geschehen des Ostermorgens in Worte für ein Oratorium zu fassen. Im Jahr 2001 trat Peter W. Plock an mich heran mit der Bitte, seine Text zu vertonen. Die erste Fassung des Osteroratoriums entstand zwischen 2001 und 2002.
Die zentrale Person des Oratoriums ist Maria Magdalena. Sie wird als Trauernde und Unglückliche dargestellt, aber auch als Zweifelnde und Grübelnde, die erst durch die Begegnung mit dem auferstandenen Jesus in ihrem Leben wieder einen Sinn findet.
Wie in einem Oratorium üblich wechseln sich Choräle, Rezitative, Chöre und Soloarien ab.
Die Annäherung an das Unfassbare der Auferstehung Jesu habe ich durch eine musikalische Entwicklung verdeutlicht. Im ersten Teil des Werkes dominieren harmonisch einfache Stücke. Mit dem voranschreitenden Erkennen des Mysteriums der Auferstehung durch Maria von Magdala wird die Musik in ihrer Tonsprache, in Form und Ausdruck entrückter und weltfremder.
Die Tonsprache reizt die Dur- und Molltonarten aus, durchbricht sie aber auch (z.B. kirchentonal). Eine Gesamt-Tonart gibt es nicht, aber ein Leitmotiv (das Jesusmotiv) und der Ton G, der den Bezug zu Gott darstellt, durchziehen das Werk. Das Jesusmotiv soll eine klangliche Umsetzung des Namen Jesus sein und erklingt als Leitmotiv in fast allen Nummern des Oratoriums. Damit ist auch Jesus in allen Teilen präsent.
Am Ende verklingt das Werk „(...) wie eine staunend leise Beschwörung des Unfassbaren, ein entrücktes Verklingen, archaisierend, mystisch – als sollte es der klingende Vorschein einer anderen Welt sein“ (Fränkische Landeszeitung 18. April 2003). Es soll ein Anstoß an die Menschen sein, sich mit dieser Thematik immer neu auseinander zu setzen. Der Glaube an die Auferstehung wird nicht in Frage gestellt, als Mysterium des christlichen Glaubens bleibt sie jedoch bestehen.
Das Osteroratorium ist in stillem Gedenken meinem Vater Ernst Ungerer (1936–2003) gewidmet.


Uwe Ungerer (aus dem Vorwort zur Partitur)

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